23. Oktober 2014

?Wir haben nie einen Euro von der EU erhalten"

Leszek Gierszewski: ?Das künftige Wachstum von Drutex wird vom weltweiten Exportgeschäft, geprägt sein".

Bauelemente Baum im Gespräch Leszek Gierszewski, Vorstandsvorsitzender der Drutex AG

Viele Ihrer deutschen Fensterbaukollegen klagen darüber, dass polnische Fensterbauer ihre Produkte so günstig anbieten. Dies werde unter anderem durch die Subventionen der EU bzw. der polnischen Regierung möglich gemacht. Von Förderquoten bis zu 50 Prozent ist die Rede. Welche Bedeutung haben Subventionen bei der Errichtung bzw. dem Ausbau von Fensterproduktionen?


Wir haben nie an irgendwelchen Programmen der EU teilgenommen und niemals nur einen Euro von der EU bezogen. Alle von uns unternommenen Investitionen sind zu 100% durch das Unternehmen selbst finanziert und wir haben auch nie darüber nachgedacht es anders zu handhaben. Subventionen der EU spielen daher für uns keine Rolle und das wird sich auch nicht ändern. Drutex ist ein starkes und finanziell stabiles Unternehmen, das solche Hilfen nicht benötigt.

Mit dem Bau des EBZ haben Sie den Standort Bytow weiter gestärkt, obwohl logistisch nicht gerade günstig gelegen. Stand im Laufe der Planungen nie zur Diskussion einen zweiten Standort beispielsweise an der westlichen Grenze von Polen oder wichtigsten Exportmarkt Deutschland zu errichten?


Die Wurzeln von Drutex sind in Bytow. Die Zentralisierung der Produktion ermöglicht uns zudem ein deutlich effektiveres Qualitätsmanagement. Auch wenn Bytow nicht optimal an das Autobahn- und Schnellstraßennetz angebunden ist, schaffen wir es dennoch unsere Produkte innerhalb von nur sieben Tagen in ganz Europa zu liefern. Da unser Fuhrpark nur ein Faktor bei der Produktion und Zustellung ist, stellt der Standort kein großes Hindernis für uns dar. Deutlich wichtiger für unser schnelles Handeln sind das Management, kurze Verwaltungsprozesse und eine gut organisierte Produktion. In Kombination ist es uns so möglich, die kürzesten Lieferzeiten zu bieten.
Außerdem bin ich sicher, dass mit allen an einem Ort durchgeführten Tätigkeiten, eine bessere Kontrolle des Produktionsprozesses und des Managements möglich sind. Dadurch sind wir in der Lage, unsere Produkte in jeder Phase der Herstellung engmaschig zu kontrollieren. Somit sind wir in der Lage, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich mir nicht vorstellen, die Produktion auf der ganzen Welt verstreut zu betreiben. Die Art und Weise, wie wir es derzeit handhaben - mit dem Management von einem Ort aus - ist für uns sehr erfolgreich und der Schlüssel zum Erfolg, was unsere Geschäftsergebnisse bestätigen.

Über den Anteil der polnischen Fenster, die exportiert werden, kursieren in der Branche die unterschiedlichsten Vermutungen. Ein polnisches Institut spricht von einem Drittel, andere sind sich sicher, dass die Quote schon über 50 Prozent liegt. Wie ist Ihre Einschätzung?

Es ist schwierig für mich, diese Zahlen zu bewerten. Daher kann ich nur für uns sprechen. Für Drutex kann ich bestätigen, dass die Zahl der exportierten Fenster kontinuierlich zunimmt. Wir konnten im vergangenen Jahr sowohl in Märkten wie Skandinavien oder Großbritannien starke Zuwächse vermelden und liefern unsere Produkte auch weiterhin in die USA, Mexiko oder Australien.

Und wie hoch ist Ihrer Meinung nach der Anteil der polnischen Fenster am deutschen Fenstermarkt?


Deutschland verfügt über sehr renommierte und seit langer Zeit am Markt agierende und entsprechend starke Unternehmen in unserer Branche. Natürlich bringt es die Globalisierung mit sich, dass der Anteil von aus anderen Ländern produzierter Ware auf dem heimischen Markt zunimmt. Das ist überall so. Deshalb nimmt der Anteil der in Polen produzierten Fenster auf dem deutschen sowie gesamteuropäischen Markt zu. Schließlich stellt Deutschland schon allein aufgrund seiner geographischen Nähe zu Polen einen wichtigen Markt dar. Zudem bietet der Markt großes Potential und polnische Unternehmen nutzen nur einen kleinen Prozentsatz davon, so dass noch große Möglichkeiten zur stärkeren Expansion bestehen. Eine Schätzung wage ich jedoch nicht.


Wie hat sich in den letzten Jahren der Heimatmarkt Polen entwickelt? Und wie sind ihre Erwartungen für die nächsten Jahre?

Die polnische Bauwirtschaft ist im Aufschwung. In der ersten Jahreshälfte 2014 hat der Markt um rund 15% zugelegt. Drutex ist in dieser Zeit um mehr als 19% gewachsen. Es scheint als stünden wir vor einigen guten Monaten nach dem für viele Unternehmen aufgrund der Konjunkturflaute schwierigen letzten Jahr. Dennoch hat Drutex auch in dieser schwierigen Phase durchweg positive Wachstumszahlen generieren können und ist seither stärker als zuvor. In den letzten Jahren konnten wir eine gewisse Konsolidierung in unserer Branche beobachten. Wir haben mehr als 2000 Hersteller von Fenster und Türen in Polen. Viele der kleinen Unternehmen haben sich entschieden, mit Unternehmen wie unserem zu kooperieren. Daher betreffen die schwankenden Konjunkturperioden Drutex nicht. Deshalb wachsen wir dynamisch und sind sehr optimistisch für die Zukunft, vor allem auch durch die Eröffnung des Europäischen Bauelementezentrums.

Herr Gierszweski, Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Den ausführlichen Bericht zur Eröffnung des neuen „Europäischen Bauelemente Zentrums" im polnischen Bytow finden Sie in der Novemberausgabe von Bauelemente Bau.

Erste Informationen dazu als auch auch eine ganze Reihe von Bildern von der Fertigung auf unserer Interntseite