4. Oktober 2022

Es gibt einen sozial gerechten Preis für CO2!

Mit gezielten Rückzahlungen an besonders belastete Haushalte lässt sich ein sozial gerechter CO2-Preis realisieren. Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Ein Preis auf CO2 kann stark wirksam und zugleich sozial gerecht sein – wenn er richtig gemacht ist. Das zeigt eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Kern der Idee: Eine gezielte Rückgabe der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung vor allem an ärmere Menschen, die relativ viel Energie brauchen und daran wenig ändern können. Einer Ausweitung der CO2-Preise stehen aber vor allem politische Befürchtungen entgegen: Soziale Härten und damit möglicher Aufruhr.

„Entscheidend ist, dass die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung zurückgegeben werden, und zwar zielgerichtet: Mit der Gießkanne zurückverteilen ist nur die zweitbeste Lösung“, erläutert Martin Hänsel, Ökonom am PIK und Hauptautor der Studie, die im Journal of Environmental Economics and Management (JEEM) erschienen ist. „Am sinnvollsten ist es, besonders betroffene Gruppen mit direkten Transfers zu unterstützen. Wir identifizieren in der Studie erstmals diese besonders betroffenen Gruppen: Denn das sind nicht einfach die ärmeren Bevölkerungsschichten. Vielmehr gibt es innerhalb jeder Einkommensgruppe Haushalte mit sehr hohen Energieausgaben – die Menschen müssen mit dem Auto zur Arbeit fahren, weil sie auf dem Land wohnen, sie haben eine alte Ölheizung oder wohnen zur Miete, sodass sie keinen Einfluss auf Dämmung haben, und so weiter. Diese Gruppen muss der Staat identifizieren und gezielt entlasten. Das ist gesamtgesellschaftlich gesehen die gerechteste Lösung.“

CO2-Preis ist zumutbar

„Gerade in der aktuellen Krise mit steigenden Energiekosten für alle heißt es immer wieder, ein CO2-Preis sei nicht zumutbar. Dabei ist das Gegenteil der Fall, gerade jetzt brauchen wir hier politische Steuerung“, sagt Max Franks, ebenfalls Ökonom in Potsdam und Autor der Studie. „Die Forschung ist sich schon lange einig, dass das Verschmutzen der Atmosphäre nicht aufhört, wenn es niemanden etwas kostet. Wir sind jetzt der Frage nachgegangen, wie das am besten geht, damit es eben genau nicht die Armen am härtesten trifft – und wir sehen: Es gibt eine sozial gerechte Lösung.“

Nicht mit der Gießkanne!

Gezielte Rückzahlungen an die Bedürftigsten stellen den Staat vor die Herausforderung, zu wissen, welche Haushalte besonders energieintensiv aufgestellt sind und daran kurzfristig wenig ändern können. „Hier gibt es bereits Ideen, wie das funktionieren könnte. Dennoch haben wir uns auch angeschaut, was die bürokratisch leichtere Lösung wäre. Es zeigt sich, dass Gießkannen-Transfers, also alle bekommen das Gleiche zurück, nur dann vertretbar funktionieren, wenn sie verbunden sind mit einer moderaten Förderung von erneuerbaren Energien. Denn das senkt die Energiepreise und so gibt es letztlich auch weniger Härtefälle und die ungleiche Belastung sinkt“, sagt Matthias Kalkuhl, der am MCC zu CO2-Bepreisung und Steuerreformen forscht und Mitautor der vorliegenden Studie ist.

Differenzierte Betrachtung

Ottmar Edenhofer, Direktor des PIK und des MCC und ebenfalls Autor der Studie: „Wir haben für diese Studie den ökonomischen Blick erweitert. Wir schauen die Menschen nicht – wie sonst üblich - pauschal danach an, was sie verdienen. Sondern danach, wie sehr Energiepreisveränderungen sie treffen. Damit ist das Modell, das wir dafür gebaut haben, auch sehr gut anwendbar auf die aktuelle Energiekrise. Denn auch hier gilt: Wir müssen entlasten bevor wir belasten, und wir müssen das gezielt tun. Dafür ist es entscheidend, die unterschiedlichen Ausgangslagen der Menschen zu berücksichtigen. Denn schlussendlich brauchen wir den CO2-Preis als marktwirtschaftlichen Hebel, die Emissionen wirksam zu senken. Er löst nicht alle Probleme, aber ohne ihn lässt sich das Klimaproblem nicht lösen.“

Studie: Martin C. Hänsel, Max Franks, Matthias Kalkuhl, Ottmar Edenhofer (2022): Optimal carbon taxation and horizontal equity. Journal of Environmental Economics and Management. [DOI: 10.1016/j.jeem.2022.102730]

Über diesen Link gelangen Sie zur Studie.

Und hier zum MCC Arbeitspapier „CO2-Bepreisung.

Nähere Informationen zum Klimaforschungs-Institut in Postdam finden Sie hier.

 

Sie wollen regelmäßig über aktuellen Neuheiten und Entwicklungen informiert sein? Dann abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter oder schließen ein Abonnement der Print beziehungsweise der e-paper Ausgabe von bauelemente bau ab.

Sie meinen, diese Meldung könnte auch für Ihre Kollegen von Interesse sein? Dann freuen wir uns über Ihre Weiterempfehlung!

Diese Nachricht teilen Facebook Logo Twitter/X Logo LinkedIn Logo Xing Logo Pinterest Logo



Das könnte Sie auch interessieren

10. Juli 2024

Veka und Gealan feiern das Zehnjährige

Am 1. Juli waren es genau zehn Jahre, dass die Veka AG aus Sendenhorst 100 Prozent der Anteile des Systemhauses Gealan Fenster-Systeme GmbH mit Hauptsitz im oberfränkischen Oberkotzau übernommen hat. Der Rückblick auf die gemeinsame Dekade …

12. September 2023

Wiederverwertungspotenziale von Altfenstern erhöhen

Die wichtigsten Verbände und Organisationen der Fensterbranche haben eine Studie in Auftrag gegeben, um die Potenziale des Altfenster-Recyclings und weitere Möglichkeiten auszuloten. Es sollen die Abfallpotenziale, alternative Entsorgungskonzepte und …

13. August 2024

Klimafreundliche Sanierung in Düsseldorf

Mit dem Förderprogramm „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf“ sollen im Idealfall rund 55.000 sanierungsbedürftige Wohngebäude in Düsseldorf klimafreundlich modernisiert werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei …

zur Übersicht


Newsletter