Bau in München von euphorischer Stimmung geprägt
In den Münchner Messehallen war auf vielen Ständen eine regelrechte Euphorie zu verspüren. So groß war die Freude, sich endlich wieder persönlich begegnen und austauschen zu können. Dabei geriet die aktuelle wirtschaftliche Lage etwas in den Hintergrund. Was der eine oder andere mit der Bemerkung: „Die Stimmung auf der Bau ist besser als die Lage“ kommentierte.
Kummer bereitet der Branche, dass der Wohnungsneubau seit Sommer letzten Jahres drastisch zurückgeht. Damit rückt das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen, in weite Ferne. Zudem besteht auf Grund hoher Zinsen und Inflation in Kombination mit deutlich gestiegen Materialpreisen wenig Hoffnung auf Kompensation durch den Sanierungsbereich besteht. Zumal keine Förderprogramme in Aussicht stehen, die den Modernisierer zu Investitionen verlocken könnten. Mit einer Steigerung der Sanierungsquote ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht zu rechnen.
Wünsche an die Politik
In den vielen Gesprächen, die wir in den letzten Wochen auf der Bau aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten geführt haben, haben wir unsere Gesprächspartner auch immer gebeten, uns zu schildern, was sie sich aktuell von der Politik wünschen würden, wenn sie einen Wunsch frei hätten. Am häufigsten wurde der Wunsch nach einer klaren Linie sowie nach verlässlichen Fördermöglichkeiten geäußert. Denn die Menschen bräuchten Sicherheit, wie sie ihr Geld sinnvoll einsetzen können. Angemahnt wurde aber auch die Unterstützung bei der Lösung des Fachkräftemangels. Darüber hinaus müsse das Bauen deutlich einfacher werden, die Bauzeiten verkürzt und Schnittstellen geklärt.
Nur noch Wärmepumpe?
Verärgert zeigten sich viele Aussteller darüber, dass die Diskussion rund um die dringend nötige Energiewende und dem Austausch von Gas- und Ölheizungen durch Wärmepumpen beherrscht wird. Dass sich damit das Interesse einer breiten Öffentlichkeit auf die Wärmepumpe als die vermeintlich einzige gangbare Lösung fokussiert, ist für sich schon schlimm genug. Hinzu kommt, dass viele technisch unbedarfte Haus- und Wohnungsbesitzer dazu verleitet werden, bei der Sanierung ihrer Immobilie auf eine falsche Reihenfolge zu setzen. Dazu trägt auch eine hohe Förderquote von bis zu 50 Prozent bei. Wird zuerst die Wärmepumpe installiert und erst danach die Dämmung der Fassade und der Kellerdecke und der Austausch der Fenster in Angriff genommen, dann steht am Ende eine viel zu groß dimensionierte Heizung im Keller.
Bei all dem werde übersehen, welche Potenziale sich mit einem leistungs- und anpassungsfähigen Sonnenschutz bieten würden, beklagten Christian Steinberg, Vorstand Global Market bei der Warema Renkhoff SE sowie Klaus Braun, Geschäftsführer der Alukon KG. Auch die Fensterbauer sehen sich mit ihrem Beitrag zur Energiewende nicht ausreichend gewürdigt.
Vielfach kritisiert wurde in zahlreichen Gesprächen auch die Tatsache, dass die Förderquote für den Austausch von Fenstern und Außentüren sowie für den erstmaligen Einbau von außenliegenden Sonnenschutzeinrichtungen mit optimierter Tageslichtversorgung nur 15 Prozent beträgt.
Was sind die Stellschrauben?
Messen sind in der Regel die Bühne, um neue oder überarbeitete Produkte zu präsentieren. Etliche Aussteller gaben aber zu bedenken, dass mit kleinen technischen Verbesserungen im Detailformat nicht viel zu erreichen sei. In der Optimierung der Bestellprozesse liege dagegen deutlich mehr Potenzial, so die Ansicht vieler Gesprächspartner. Mit einer verstärkten online-Bestellung könnten Fachkräfte entlastet und für andere qualifizierte Tätigkeiten mit einer erhöhten Wertschöpfung eingesetzt werden. Das Problem dabei: dass die Kunden das Angebot, online zu bestellen, nur zögerlich annehmen.
Viele Hersteller sehen auch in der Verbesserung der Verarbeitungseffizienz und einer vereinfachten Montage einen entscheidenden Hebel für ein hohes Qualitätsniveau sowie eine Lösung für den vielfach beklagten Fachkräftemangel. Dieser ist heute mit der weitestgehenden Automatisierung der Prozesse eine wesentliche Triebfeder für die Investition in neue Maschinen und Anlagen.
Das Fest der Innentüren
Auf der Bau haben traditionell die Hersteller von Innentüren ihren großen Auftritt. Die wichtigsten Anbieter für den deutschen Markt sind in der Regel nahezu komplett vertreten Das ermöglicht es dem Besucher, sich einen umfassenden Überblick über das aktuelle Angebot an Innentüren, Gestaltungs-, Oberflächen- und Farbtrends zu verschaffen. Irritiert zeigten sich die in München versammelten Aussteller von Innentüren über die Enthaltung der marktführenden Jeld-Wen Gruppe. Stattdessen ist die Hörmann-Gruppe mit ihren mittlerweile drei Türenmarken Huga, Lebo und Schörghuber in der Halle B4 recht dominant aufgetreten.
In der Maiausgabe hatten wir bereits die bb-Messe-Nachlese Teil I veröffentlicht. Diese ist auf Grund der Kürze der Zeit zwischen dem Ende der Messe und dem Drucktermin der Maiausgabe entsprechend „kompakt“ ausgefallen. Mit dem Teil II, welcher mit der kommenden Doppelausgabe am 22. Juni erscheint, können wir deutlich ausführlicher nachlegen, um Sie als Leser über die wichtigsten Neuheiten aus den diversen Ausstellungsbereichen zu informieren
Den Internetauftritt der Messe München finden Sie hier.
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