29. Februar 2024

„Mir geht das Herz auf“

Akademie GFF nimmt neue CNC-Anlage in Betrieb

Waldmar Dörr begrüßt die rund 120 Gäste an der Gewerblichen Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe. Foto: bauelemente bau

Der 22. Februar 2024 war ein besonderer Tag für die Gewerblichen Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe. Die für die Branche wichtige schulische Einrichtung hat im Rahmen einer Veranstaltung mit rund 120 Gästen ein neues hochflexibles CNC-Bearbeitungszentrum vorgestellt. Damit können die Absolventen der Akademie nun an einer modernen Anlage für den Berufsalltag vorbereitet werden. Das oben genannte Zitat stammt von der Eröffnungsrede des sichtlich glücklichen Akademieleiters Waldemar Dörr.

Man kann seine Worte nachvollziehen: Die veraltete Ausstattung im Bereich der Holz- und Holz/Aluminium-Fensterfertigung, an welcher die jungen Leute ausgebildet wurden, war – vorsichtig ausgedrückt – in die Jahre gekommen. Dies ist gleich in mehrerlei Hinsicht problematisch gewesen. Denn in der Branche wird in vielen Betrieben über den Mangel an qualifizierten Fachkräften geklagt. Hinzu kommt, dass das Ansehen des Glaser- und Fensterbauer-Handwerks in der Öffentlichkeit ohnehin nicht das verdiente Image hat und nicht die gebührende Anerkennung erfährt. Mit der neuen Anlage verknüpft sich also die Chance, zum einen das Renommee des Berufes zu steigern und damit das Interesse einer größeren Anzahl von jungen Leuten für die Ausbildung als Glaser und Fensterbauer zu wecken. Denn diese werden dringend benötigt.

Beteiligte Projektpartner

Nun verfügt die Akademie über ein neues, modernes Bearbeitungszentrum des Typs Vario MC 50, welches von Weinig stammt. Dieses wurde vom Werkzeughersteller Leitz mit einem speziell für die Schule entwickelten Werkzeugsystem für die Produktion von Holz- und Holz/Aluminium-Fenstern, Nullschwellen, Wechselfälzen sowie zwei verschiedene Eckverbindungen ausgestattet. Damit dies möglich wird, kommt die Softwarelösung von Klaes zum Einsatz. Die benötigen Aluminium-Schalen für die Fertigung von Holz/Aluminium-Fenstern stammen von der Gutmann Bausysteme GmbH. Mit involviert in das Projekt war zudem der Fensterbau-Berater Raimund Drißner.

Initiator des gemeinsamen Projektes, bei welchem alle beteiligten herstellenden Unternehmen 80 Prozent ihres Umsatzanteils gesponsert haben, ist Werner Spohn. Spohn, selbst ein „Gewächs“ der Akademie, war Mitte des Jahres 2022 wegen einem anderen Anlass an der Akademie, wobei er von der altgedienten Anlage mitbekommen hatte. Dies war die Geburtsstunde des gemeinsamen Modernisierungsprojektes; Spohn fand schnell die Unternehmen, die sich beteiligen wollten. Drißner und Spohn haben das Projekt ehrenamtlich begleitet. „Ein ganz großer Dank geht an alle Projektbeteiligten und Unterstützer, ohne die die Verwirklichung dieser modernen Anlage nicht möglich gewesen wäre“, sagt Spohn in seiner Rede.

Drißner ergänzt seinen Kollegen: „Wir haben hier eine gute Grundlage für die Zukunft des Glaserhandwerks geschaffen. Dieses liegt mir sehr am Herzen, daher habe ich das Projekt ehrenamtlich und gerne begleitet. Für Fensterbaubetriebe biete ich darüber hinaus auch kurze kostenlose Beratungstermine an.“

Qualifikation auf neuem Niveau

„Die Unternehmen und Betriebe der Glaser- und Fensterbranche sind auf gute Fachkräfte angewiesen. Daher muss auch etwas dafür getan werden. Die Grundlage dafür haben wir nun dank der Projektpartner und dem Einsatz von Werner Spohn und Raimund Drißner schaffen können. Es ist uns jetzt möglich, die Gesellen- und Meisteranwärter auf einem neuen Niveau und dem heutigen Stand der Fertigungs-Technik zu qualifizieren. Allen, die an diesem Projekt mitgewirkt haben, gilt mein großer Dank“, freut sich Dörr und fügt an: „Wir haben daher gemeinsam mit der Berufsakademie in Melle einen Bachelor-Studiengang ‚Fenster- und Glasfassadentechnik‘ eingerichtet, mit dem neben dem Glaser-Meister auch ein Bachelor der Fassadentechnik erworben werden kann.“

Darüber hinaus bot Dörr den anwesenden Fensterbaubetrieben an, sich bei der Akademie zu melden, damit die jeweiligen Anwärterinnen und Anwärter aus den Betrieben ihre Gesellenstücke in der Akademie fertigen können. Für die Mitgliedsunternehmen des Fachverbandes Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg sei dieser Service kostenlos.

Humorvoll durch die Geschichte

Als Keynote der Veranstaltung sorgte Jürgen Sieber, Glasermeister und Betriebswirt des Handwerks, mit einer 30-minütigen Reise in die Geschichte des Glaserhandwerks für das humorvolle und auflockernde – aber nicht minder informative – Element. Anhand vieler Beispiele erläuterte er, dass das Fenster „meiner Meinung nach das am meisten unterschätzte Bauteil im Gebäude ist“. Wenn man sich vor Augen führt, dass die Fenster der Prager Burg im Jahr 1618 keine Flügel gehabt hätten, sondern mit Festverglasung ausgeführt und gemäß heutiger DIN 18008 Teil 4 mit absturzsichernden Scheiben versehen wären… „Vermutlich hätte die Geschichte einen anderen Lauf genommen, und das nur weil ein Fenster nicht geöffnet worden wäre“, merkt Siebert an.

Auch Altkanzlerin Angela Merkel hatte sich einst als Fenster-Fan geoutet: „Als sie im November 2004 von einer Boulevardzeitung gefragt wurde, welche Empfindungen der Begriff ‚Deutschland‘ in ihr wecke, antwortete sie, dass sie an dichte Fenster denkt und dass kein anderes Land so schöne und dichte Fenster baue wie Deutschland. Wir hatten 16 Jahre lang eine Fenster-affine Kanzlerin und haben es nicht bemerkt. Was für ein Potential ging uns da verloren!“, gibt Siebert humorvoll zu bedenken.

Auf die Homepage der Gewerblichen Akademie Glas Fenster Fassade geht es hier entlang.

Zum virtuellen Auftritt von Werner Spohn gelangen Sie über diesen Link...

…und zu Raimund Drißners Fensterbau-Beratungs-Internetseite über diese Verlinkung.

 

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