Weiterer Rückgang im Fenster- und Außentürenmarkt erwartet
bb-Nachbericht: VFF-Fachtagung Statistik und Markt 2024-I
Am 29. April 2024 fand die Fachtagung Statistik und Markt 2024-I des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) im IntercityHotel am Frankfurter Flughafen statt. Bei der zwei Mal im Jahr stattfindenden Fachtagung werden die aktuellen deutschen Marktzahlen des aktuellen Jahres für die Fenster- und Außentürenbranche präsentiert. An der Studie zu den Märkten, die von der Heinze GmbH aufgestellt wurde, haben sich neben dem VFF ebenso die Partnerverbände Bundesverband Flachglas e.V. (BF), Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie e.V. (FVSB) sowie pro-K Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e.V. beteiligt.
Leider gab es erwartungsgemäß keine allzu guten Neuigkeiten. Der deutsche Fenstermarkt werde sich laut Jörg Flasdieck von Heinze zufolge im Jahr 2024 um -6,4 Prozent auf 13,2 Millionen Fenstereinheiten reduzieren; für das Jahr 2023 belief sich der Rückgang auf -8,9 Prozent und somit auf 14,1 Millionen Fenstereinheiten. Der Neubau fällt 2024 erwartungsgemäß stärker mit -14,4 Prozent, in der Sanierung sind es -1,9 Prozent.
Die genaue Prognose des deutschen Fenstermarktes für das Jahr 2024. Grafik: Heinze GmbH
Bei der Verteilung der Rahmenmaterialen im Fenstermarkt haben sich im Vergleich zum Vorjahr keine signifikanten Veränderungen ergeben. So stellen sich Kunststoff bei 53,4 Prozent, Kunststoff/Aluminium bei 5,9 Prozent, Holz bei 9,7 Prozent, Holt/Aluminium bei 5,5 Prozent und Metall bei 25,5 Prozent ein.
Der Anteil von Fenstern mit dreifach-Verglasung liegt bei 56,5 Prozent. Schieben ist zwar ein schon etwas länger anhaltender Trend, dennoch liegen Schiebesystem-Fenster nur bei einem Anteil von 2,8 Prozent. Dreh-Kipp-Fenster bilden hier mit einem Anteil von 79,4 Prozent die eindeutige Mehrheit. Die weiße Rahmenfarbe überwiegt mit 60,8 Prozent den Fenstern mit grauer beziehungsweise anthraziter Farbe, die auf dem zweiten Rang mit 22,0 Prozent folgen.
Ähnliches Bild bei den Außentüren
Der Außentürenmarkt geht 2024 um -5,1 Prozent auf 1,173 Millionen Einheiten zurück, 2023 waren es noch -8,9 Prozent mit 1,236 Millionen Einheiten. Das Verhältnis des Rückgangs von Neubau und Sanierung ist mit den Prozentzahlen beim Fenster ebenfalls vergleichbar.
Die genaue Prognose des deutschen Außentürenmarktes für das Jahr 2024. Grafik: Heinze GmbH
Auch bei den Außentüren bleibt die Verteilung der Rahmenmaterialarten annähernd gleich. Kunststoff liegt den Prognosen von Heinze zufolge bei 38,3 Prozent, Holz bei 17,2 Prozent, Holz/Aluminium bei 5,7 Prozent, Metall bei 36,4 Prozent, Glas bei 0,6 Prozent und sonstige Rahmenmaterialienbei 1,7 Prozent.
Endkunden legen bei Außentüren Wert auf erhöhte Sicherheit. So finden sich Außentüren mit erhöhter Sicherheitsausstattung bei 62,9 Prozent.
Neuer Obmann im Ausschuss
Frank Lange, Geschäftsführer des VFF, stellte mit Achim Nied, kaufm. Leiter bei Heep Fenster, den neuen Obmann des VFF-Ausschusses Statistik und Markt vor.
Ausblick Förderprogramme und Konjunkturumfrage
Bezüglich der Förderprogramme sagte Lange, dass die nächsten ein bis zwei Jahre keine Veränderungen sowohl in der Effizienzförderung für die Sanierung als auch für die steuerliche Abschreibung gebe. Chancen sieht Lange in der Bundestagswahl 2025 sowie in eventuell freiwerdenden Fördermitteln. Darüber seien aus dem im letzten Jahr von der Bundesregierung vorgestellten 14 Punkt Plan für den Wohnungsbau ein paar Themen übriggeblieben, die zumindest Hoffnung machen, den Motor langsam wieder zu starten. Dazu zählt beispielsweise das Konzept „Jung kauft Alt“, das im Sommer 2024 kommen und von der KfW mit 350 Millionen Euro gefördert werden soll oder das für Herbst 2024 geplante Konzept „Gewerbe zu Wohnen“. Dabei sollen Wohneinheiten im leerstehenden Gebäudebestand bereitgestellt werden. Hier liegt die Fördersumme allerdings lediglich bei 120 Millionen Euro.
Ein stärkeres Instrument ist „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment (KNN)“, welches bereits angekündigt ist und sich derzeit in der Entwicklung befindet. Es betrifft den Wohnungsbau im unteren und mittleren Preissegment und soll mit einer Milliarde Euro gefördert werden. Auch die „AfA für Wohnungsneubau“ als Bestandteil des „Wachstumschancengesetzes“ und die Wiedereinführung der Absetzung für Aufwendungen für Neubauten darstellt, könnte einen Impuls geben.
Der VFF führt regelmäßig Konjunkturumfragen in der Fensterbranche durch. Die neuesten Ergebnisse zeigen zumindest, dass die Unternehmen seit Oktober 2023 wieder einen Aufwärtstrend erwarten, obwohl die allgemeine Lage schlechter zu werden scheint. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex steigt die letzten Monate wieder leicht. Von den befragten Unternehmen sehen 54,29 Prozent die neue degressive AfA (Absetzung für Abnutzung) für neu errichtete Wohngebäude rückwirkend zum 1.Oktober 2023 (s.o.) nicht als Neubauimpuls, während immerhin 45,71 Prozent diesem Programm einen leichten positiven Impuls zutrauen.
Förderungen im Blickpunkt
Martin Langen, Geschäftsführer der B+L Marktdaten GmbH, sieht das besagte Programm als eher positiv: „Die neue AfA wird sich meiner Ansicht nach positiver auf den Neubau auswirken, als die Unternehmen es aktuell wahrnehmen. Viele Investoren und öffentliche Bauträger setzen sich derzeit verstärkt mit den aktuellen Fördermaßnahmen auseinander und sind bereit, wieder aktiv zu werden. Meine Empfehlung ist an die Industrie und die Hersteller ist, an die lokalen öffentlichen Bauträgern heranzutreten.“
Langen ging auf die allgemeine Lage ein. Demnach sei der Rückgang der Baugenehmigungen im Wohnungsbau kein deutsches Phänomen, überall in Europa gab es in 2023 Rückgänge. Mit steigender Wohnungsnot kann sich der Trend wieder umkehren. Die Preise für Baumaterialien sind wieder rückläufig, ebenso wie die Inflation. Auch ein breiter Lohnzuwachs von vier bis fünf Prozent in 2024 ist wahrscheinlich, was sich stimmungsmäßig positiv auswirken werde und im zweiten Halbjahr zu einem verstärkten Konsumverhalten führt. Unter den gegebenen Voraussetzungen steigt der Bestandsimmobilienkauf ab seit März 2024, wobei ab Sommer 2024 vermutlich die ersten Immobilien saniert werden.
Zahlen zum Fassadenmarkt
Auch Frederik Lehner, Geschäftsführer von Interconnection Consulting aus Wien, sprach zu Beginn seines Vortrages über den deutschen Fassadenmarkt von sinkenden Zinsen. Der deutsche Markt für Vorhang-Fassaden habe im aktuellen Jahr mit einem Wert von 6.151.000 Quadratmetern seinen Tiefpunkt erreicht. Ab 2025 gehe es wieder aufwärts, bis im Jahr 2027 ein Wert von 6.887.000 Quadratmetern prognostiziert wird. Dieser liegt jedoch immer noch leicht unter den Werten, die vor den Corona-Jahren erreicht wurden. „Die Delle ist nicht so stark wie im Fensterbereich“, gibt Lehner zu Protokoll.
Die größere Herausforderung liegt in der Renovierung. In diesem Segment lag der Anteil bei Fassaden im Jahr 2023 bei 31,6 Prozent. Bis zum Jahr 2027 steige dieser Anteil zwar, jedoch lediglich auf 34,5 Prozent. „Die Renovierung im Fassadenmarkt muss deutlich steigen; für das Erreichen der Klimaschutzziele ist ein größerer Sanierungsanteil unbedingt von Nöten“, so Lehner.
Warum nicht exportieren?
Dr. Constantin Greiner von Munich Strategy sprach über das Stimmungsbarometer in der Baubranche. Dieses hat Munich Strategy anhand von 30 intensiven Interviews mit Entscheidern aus der Baubranche, darunter auch Unternehmen aus der Fensterbranche, aufgestellt. Vor allen zu den Themen Export und Personal hatte Greiner Anmerkungen.
„Wenn man ein deutsch-orientiertes Unternehmen ist, muss die Stimmung schlecht sein“, bemerkt Greiner. Der Exportanteil liegt auf einem historischen Tief bei bis unter 15 Prozent. Aufgrund der Exportquote ist die Stimmungslage in der allgemeinen Baubranche jedoch immer noch etwas besser als in der Fensterbranche. Unternehmen, die in der Vergangenheit das auch das Thema Export stärker bespielt haben, hätten im Vergleich derzeit weniger mit Auftragseingängen zu kämpfen.
Darüber hinaus werde die Schere zwischen Neu-Rentnern und Auszubildenden im ersten Lehrjahr voraussichtlich immer weiter auseinander gehen. Dies sei dafür verantwortlich, dass schlussendlich der Absatz der Unternehmen in Zukunft schrumpfen werde. Generell hätten Unternehmen, denen es gelingt, neue Handwerkspartner zu finden, die über eine starke Handwerkermarke verfügen und „Easy-to-install-Angebote“ machen, eine deutlich bessere Stimmungslage.
„Eine Sache muss einem am Ende aber auch bewusst sein: Die Stimmung im Unternehmen machen nicht nur die äußeren Einflüsse, sondern auch Sie selbst. Sie haben es selber in der Hand, die Stimmung zu beeinflussen“, schließt Greiner seinen Vortrag.
Das nächste Mal
Das nächste Update zum deutschen Fenster- und Außentürenmarkt gibt es zur nächsten VFF-Fachtagung Statistik und Markt 2024-II, die am 17. Oktober 2024 stattfinden wird.
Auf die Homepage des VFF geht es hier entlang.
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