26. August 2024

Der Blick aufs Bauteil Fenster

Ein Gastbeitrag von Stephan Gerwens und Reinhold Kober

Der Weg, als Branche Trends anschieben zu können, führt für Stephan Gerwens über die Montage; mit Potential beim zweistufigen Fenstereinbau. Fotos: Stephan Gerwens / Terhalle Tischlerei GmbH

Das Bauen verändert sich; die Frage ist nur wie. Was beispielsweise, wenn das ewige Argument von der Nutzungsdauer eines Fensters von über 30 Jahren einmal ganz anders interpretiert wird? Die Betrachtung des Bauteils Fensters und weite Teile des Mehrwert Verkaufs gründen sich auf der Werthaltigkeit, der Wert-Nachhaltigkeit. Wie gut, hochwertig, hochpreisig sollte ein Fenster ausgestattet sein, das ich doch mindestens 30 Jahre vor Augen habe? Die Antworten beginnen mit dem Einbau. Ein Artikel von Stephan Gerwens, Geschäftsführer der Terhalle Tischlerei GmbH, und Reinhold Kober von der Book Your Video GmbH & Co. KG.

Bleibt es bei der im Vorspann erwähnten Betrachtung, sind die Strukturen in Stein gemeißelt. Wir verwenden hochwertige Materialien, definieren passende Prozesse und suchen im Vertrieb nach den Prozentpunkten, die uns letztlich das wirtschaftliche Überleben sichern (sollen). Aber dies hat zu zwei Herausforderungen geführt.

  • Das Ziel war stets, das Bauelement fit zu machen für mindestens drei Jahrzehnte Fensterleben – oder länger. Natürlich wurden schon vor Jahren – nicht zuletzt von den Spielern im Rahmenmaterial Kunststoff beziehungsweise Aluminium als Vorreitern – Recyclingkonzepte entwickelt. Darüber hinaus gibt es Zertifizierungen nach dem C2C-Prinzip. Vieles war jedoch reaktiv; also als Antwort auf ein geändertes Verbraucher- und Verbraucherinnen-Bewusstsein formuliert und letztlich der Versuch, wieder in die Offensive zu kommen.
  • Die kalkulatorische Gesamtgemengelage hat nie viel Spielraum für die Montage, den Fenstereinbau, gelassen. Denn – wenn man wirklich mal genau hinsieht – liegt der seit Jahrzehnten beklagte Engpass beim Fachpersonal in den Strukturen begründet, wie sie sich historisch im Bauelemente-Markt herausgebildet haben. In vielen Fällen fehlt schlicht der Ertrag, der Erlös, um sich über Gebühr mit der gutklassigen Montage zu beschäftigen und die darin beschäftigten Profis so zu bezahlen, dass nicht nur der Einbau, sondern auch die Entlohnung fachgerecht ist. Investitionen in entsprechende Gerätschaften, wie sie unter dem Dach der Unternehmensgruppe Terhalle in der Vorfertigung standardmäßig zum Einsatz kommen, kosten Geld. Aber hier muss die Entwicklung weitergehen, beginnend mit der Ausbildung, um neue Zielgruppen für den Fenstereinbau zu erschließen. Denn dann bietet die Montage wieder ein attraktives Arbeitsumfeld und gewinnt ein modernes Image.

 

Ein paar Überlegungen

Was wäre, wenn wir weggingen von dem Credo einer Nutzungsdauer von über 30 Jahren und stattdessen überlegten, was es für einen Bedeutungswandel im Blick auf unser Bauteil mit sich bringen würde, wenn es uns stattdessen gelänge, die Möglichkeit zu schaffen, das Fenster als anpassbar, als gewissen Modeerscheinungen unterliegend, als austauschbar zu inszenieren? Lebensumstände ändern sich. Oft hört man Leute sagen: Ein zweites Mal würde ich beim Bauen dieses oder jenes anders machen, aber damals hatte ich eben eine andere Agenda, andere Mittel zur Verfügung.

Es wäre doch toll, wenn wir diesen Menschen als Fensterindustrie helfen könnten. Warum nicht ein Kunststoff- gegen ein Holz/Aluminium-Element austauschen? Wieso nicht einen Raffstore statt des Rolllos montieren, weil nun der Look ebenso gefragt ist wie die Funktion?

Tatsächlich durchlaufen wir im Reife- und Alterungsprozess verschiedene Lebensphasen, kleiden uns anders, treten einen Schritt zurück, statt uns zu exponieren, bevorzugen andere Farben. Dazu kommen modische Erscheinungen, denken wir nur an den Anthrazit-, Grau- oder Matt-Hype.

Wie wäre es, wenn wir darauf reagieren, vielleicht sogar selbst Trends anschieben könnten? Dann würde sich – zumindest in der Raumansicht – das Bauelement als Teil der Innenausstattung beziehungsweise -einrichtung herausbilden, und unsere Produkte würden anders wahrgenommen und dann auch als wichtige Impulsgeber eines sich wandelnden Einrichtungsstils beraten und verkauft.

Alles beginnt mit der Montage

Der Weg dorthin, und das ist immer noch viel zu wenig im Fokus, einfach weil sie auch viele Hersteller über Jahrzehnte als ungeliebtes Kind behandelt haben, führt über die Montage.

Längst gibt es – im Verband Fenster + Fassade (VFF) wie auch am ift Rosenheim – durchdachte Ansätze für den Einsatz einer Montagezarge: Wenn man einen Platzhalter einbaut, legt man technisch für die oben angesprochene Durchlässigkeit der Grundkonstruktion die Basis, um als Fensterindustrie die ganze Klaviatur der multifunktionalen Anforderungen zu bespielen. Der Gebäudenutzer ist seiner Elemente nach einer gewissen Zeit überdrüssig? Wir können ihm eine Vielzahl verschiedener Optionen anbieten und erreichen damit zwei Dinge:

  • Das Fenster wird nicht mehr wie bisher einmal gekauft und eingebaut, um dann so schnell wieder aus dem Bewusstsein zu verschwinden, wie es dort aufgetaucht ist. Es bleibt Thema, weil es immer wieder Möglichkeiten bietet… und diese beinhalten Umsatzchancen.
  • Erst jetzt entsteht auch wirklich Kundenbindung, denn als Hersteller oder eben auch Händler halte ich Kontakt, weise auf attraktive Rabattaktionen oder schlicht neue, das Bestehende sinnvoll ergänzende Entwicklungen hin, wie beispielsweise Rollläden, Motorisierung oder Ähnliches.

 

Natürlich muss dies auch mit der produkttechnischen Weiterentwicklung und entschlossenen Strategien hinsichtlich Circular Economy einhergehen. Aber alles beginnt mit der Montage. Deswegen ist der zweistufige Fenstereinbau einer unserer „Gamechanger“.

In den Standard bringen

Lösungen zum zweistufigen Fenstereinbau, die es am Markt gibt, sind in den Ansätzen erprobt und wie beschrieben weiterzuentwickeln. Sie funktionieren und werden schon heute von einigen Protagonisten insbesondere unter dem Aspekt des Schutzes der Elemente in der Bauphase großflächig eingesetzt. Wenn es uns gelingt, solche Prozesse in den Standard zu bringen, nehmen wir in ein paar Jahren – wann immer der Kunde es wünscht – das Element aus der Mauerwerksöffnung, erneuern es oder tauschen es aus und bescheinigen dem Bauherrn einen erfolgreich absolvierten Kundendienst beziehungsweise die erledigte Inspektion.

Schlusswort

Was wird wohl die Folge sein, in Hinblick auf die Bedeutung des Bauteils Fenster: Wir, bei der Terhalle Tischlerei GmbH, bearbeiten diese Entwicklungen seit einiger Zeit und prüfen konsequent Konzepte, um die Beziehung zum Fensterkäufer zu verstetigen, uns ihm bei der Verwirklichung seiner – über die erste Kaufentscheidung weit hinausgehenden – Wünsche als kompetenter Partner zu empfehlen. Nur so können wir wirklich mehr tun, als einmalig das Loch im Gebäude zu schließen – und diese Perspektive braucht die Branche, davon sind wir überzeugt.

Auf die Homepage von Terhalle gelangen Sie über diesen Link…

…und zu Book Your Video geht es hier entlang.

 

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