Die Fensterwelt im Wandel
bb-Nachbericht: 52. Rosenheimer Fenstertage

Blick ins Auditorium bei den 52. Rosenheimer Fenstertagen des ift Rosenheim. Foto: bauelemente bau
Mitte Oktober ist traditionell der Treffpunkt der Fenster- und Fassadenbranche in Rosenheim. Das dort ansässige Prüfinstitut ift Rosenheim konnte zur 52. Ausgabe der Rosenheimer Fenstertage immerhin rund 670 Gäste nach Oberbayern locken. Mit dem Motto „Die Fensterwelt im Wandel“ nahmen sich die Fenstertage den aktuell stürmischen Zeiten, in welchen die Bau- und Fensterbranche derzeit steckt, an.
Dazu gehören der Klimawandel, die KI, die Demografie oder die allgemeine Wirtschaftslage. Dabei ist die Bau- und Fensterbranche aber auch ein Teil der Lösung, denn sie kann Probleme wie Wohnungsnot und Gebäudesanierung lösen – nur anders als bisher. Alles muss schneller, günstiger und nachhaltiger gehen, denn Wohnungssuchende wollen nicht warten und auch die Klimaresilienz muss jetzt verbessert werden. Diese Themen wurden in den Pausen und auch bei den Vorträgen diskutiert. Zu den Power-Workshops am Vortag sind rund 50 Teilnehmende nach Rosenheim gekommen.
Dr. Jochen Peichl und Oskar Anders hatten am ersten Tag des Branchentreffs die angenehme Aufgabe, die 52. Rosenheimer Fenstertage eröffnen. Die Moderation hatte – wie auch in den letzten Jahren und nun fast schon traditionell – Roland Fischer vom ift Rosenheim übernommen. Das Grußwort sprach – und auch das ist Tradition – der Oberbürgermeister von Rosenheim, Andreas März. Der Anspruch an Forschung und Entwicklung werde immer höher. Man müsse wieder mehr Vertrauen in die Kreativität der Wirtschaft setzen, so März und schloss mit den Worten: „Die Themen des Tagungsprogramms erfassen die aktuellen Themen der Branche.“
Institutsleiter Winfried Heusler ging in seinem Eröffnungsvortrag näher auf das Motto „Die Fensterwelt im Wandel“ ein. Heusler skizzierte dabei – neben dem Wandel in der Branche selbst oder besser gesagt: der Transformation – die verschiedenen globalen Umbrüche und was für Konsequenzen sich daraus für die Fenster- und Fassadenbranche ergeben. Sein Appell: Die Branche dürfe das Thema KI nicht links liegen lassen und sich gemeinsam dieser Herausforderung annehmen.
Kundenzentrierung als gutes Geschäft
Roland Sitzberger von Porsche Consulting ging auf die Bedarfe, Nachfrage und Herausforderungen der Baubranche ein. Seit 2015 ist die Produktivität im Bauhauptgewerbe um 18 Prozent zurückgegangen. Positive Signale gibt es jedoch auch: Der Auftragsbestand ist im Vorjahresvergleich um 6,7 Prozent gestiegen, auch die Baugenehmigungen sind um 7,9 Prozent gestiegen. Der Kunde müsse im Mittelpunkt stehen, „ein gutes Geschäft ist Kundenzentrierung, auch in der Baubranche“, so Sitzberger. Die Wertschöpfungskette werde sich definitiv ändern, Unternehmen müssen daher Kundenbedürfnisse kennen und Mut zur Veränderung haben.
Den Abschluss des offiziellen Teils des ersten Tages machte Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH mit seiner Keynote „Earth for all - Aufbruch in eine Zukunft für alle“. Zunächst sprach Fischedick den Klimawandel generell an und seine Motivationslage, ein Buch über dieses Thema zu schreiben. Er zeigte auf, welche Folgen Starkwetterereignisse auch für Unternehmen haben können. Dennoch ist eines der Ziele des Buches, aufzuzeigen, dass es bereits gute Lösungsansätze gibt und nicht bei Null gestartet werden muss. „Das Schlechteste, was man tun kann, ist nichts zu tun und nicht zu Handeln.“
Gut gefüllte Reihen am zweiten Tag
2027 kommt der digitale Produktpass für die Fenster- und Fassadenbranche, erläutert der technische Geschäftsführer des ift Rosenheim, Michael Breckl-Stock. Erst 18 Monate später wird sie dann verpflichtend sein. Aber erst Ende 2028 wird dazu die Produktnorm herauskommen. „Somit haben wir einen Leerlauf von einem halben Jahr. Für unsere Branche bedeutet das aber auch, dass wir uns auf einige Herausforderungen, wie beispielsweise die vielen DPP-Daten, die nicht in maschinenlesbarer Form in der Fensterbranche vorliegen, aufzubereiten“, gab Breckl-Stock zu Bedenken. Sein Kommentar dazu: „Es passt noch nicht alles zusammen.“
Im zweiten Vortrag sprach Thomas Kirmayr von der Fraunhofer-Allianz Bau über das digitale Bauökosystem. Zieht man eine Zwischenbilanz der digitalen Transformation der Bauwirtschaft zehn Jahre nach Veröffentlichung des BIM Stufenplans, so falle diese eher verhalten bis bescheiden aus.
Prof. Jörn P. Lass zeigte, welche Grundlagen für die neue Bauproduktenverordnung (EU) 2024/3110 in Europa neu definiert werden. Für Fenster und Außentüren bedeutet dies eine grundlegende Neufassung der harmonisierten Produktnorm EN 14351-1, die einen erweiterten Produktbereich.
Bernd Saß erklärte die neuen Ergebnisse aus der Forschung am ift Rosenheim, zu schalltechnischen Bewertungen kritischer Einbausituation. Gerade die Einbaulage von Fenstern in Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) bewirken sogenannte Schall-Nebenwege, die bei der Planung berücksichtigt werden.
Frank Lange, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), und Jochen Grönegräs, Geschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas e.V. (BF), diskutieren über die politische Lage in Berlin in Bezug auf den Fenstermarkt in Deutschland. Ein Plus von 2,8 Prozent wird in 2026 erwartet. Mehr dazu gibt’s in einem separaten Beitrag über diesen Link.
Wissenswertes und Neuigkeiten vom ift
Dr. Jochen Peichl, Geschäftsführer Strategie, Management und Finanzen beim ift, gab bei der Pressekonferenz zu den Fenstertagen Infos zur Struktur des Prüfinstitutes. Stand September 2025 sind 532 Mitglieder im ift organisiert, rund 56 Prozent davon sind Hersteller.
Besonderes Augenmerk legte Peichl auf die Kooperation mit dem DGNB German Sustainable Building Council. Die Intensivierung der Zusammenarbeit bezieht sich auf Weiterbildung sowie der Bewertung nachhaltiger Gebäude und Bauelemente. „Es ist also eine Kommunikations-Partnerschaft mit Vorteilen für unsere Mitglieder“, so Peichl. Der Start erfolgt sofort „ab den Fenstertagen“.
Peichl stellte auch ein neues Fort- und Weiterbildungsformat vor. Mit einer Mediathek und 30- bis 60-minütigen Kurz-Webinaren sollen schnell und einfach abrufbare Lösungen zu Praxisproblemen bei Fenster und Türen angeboten werden.
Den vollständigen Nachbericht zu den 52. Rosenheimer Fenstertagen lesen Sie in der November-Ausgabe von bauelemente bau.
Zum virtuellen Auftritt des ift Rosenheim geht es über diesen Link.
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