4. Mai 2021

VFF prognostiziert leichte Stagnation für 2021

Der deutsche Fenster- und Außentürenmarkt atmet auf

Frank Lange, Geschäftsführer des VFF. Screenshot: VFF / bauelemente bau

Am 4. Mai 2021 hielt der Verband Fenster + Fassade (VFF) seine lange erwartete Online-Fachtagung Statistik und Markt ab. Neben den Zahlen zum deutschen Fenster- und Außentürenmarkt stand auch die Betrachtung des europäischen Marktes auf dem Programm. Zu Beginn begrüßte Frank Lange, Geschäftsführer des VFF, die Teilnehmer der Fachtagung und war dabei sichtlich erleichtert: „Der vor einem Jahr angenommene Rückgang des Fenstermarktes um 5,5 Prozent für das Jahr 2020 ist glücklicherweise nicht eingetroffen!“ Für das laufende Jahr allerdings prognostierte der Veband eine Stagnierung des Marktes, worauf es ihm Jahr 2022 wieder leicht aufwärts gehen soll. Die aktualisierten Zahlen zum deutschen Fenstermarkt wurden mit Unterstützung des Marktforschungsinstitutes Heinze GmbH aus Celle erhoben.

Für das Jahr 2020 lag der deutsche Fenstermarkt bei 15,3 Millionen Fenstereinheiten, was einem Plus von 3,5 Prozent entspricht. Für das laufende Jahr wird ein Absatz von ebenfalls 15,3 Millionen Fenstereinheiten prognostiziert, die Entwicklung stagniert also mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent. Für 2022 soll der deutsche Fenstermarkt bei 15,6 Millionen Fenstereinheiten liegen, eine Steigerung von 1,9 Prozent.

Die Aufteilung für das aktuelle Jahr liegt im Wohnbau bei plus 2,2 Prozent, im Nichtwohnbau bei minus 4,4 Prozent. Speziell im Neubau wird beim Nichtwohnbau ein Rückgang von 7,4 Prozent erwartet. „Das Niveau im Nichtwohnbau wird sich im darauf folgenden Jahr wieder stabilisieren und leicht steigen, da wir davon ausgehen, dass die Investitionen beispielsweise aus der Hotelbranche wieder mehr zu Buche schlagen werden und der Fensterbranche in die Karten spielen“, so Christian Blanke von der Heinze GmbH.

Materialverteilung beim Fenster

Bei der Materialverteilung ergeben sich für das Jahr 2021 keine allzu großen Überraschungen: Das Kunststoff-Fenster wird 57,9 Prozent einnehmen (Tendenz leicht steigend für 2022), das Holz-Fenster 15,1 Prozent, 18,0 Prozent entfallen auf Metall-Fenster sowie 9,0 Prozent auf Holz/Metall-Fenster.

Situation bei den Außentüren ähnlich

Der Markt im Jahr 2021 soll insgesamt Platz für 1,534 Millionen Einheiten bieten, eine leichte Steigerung von 0,9 Prozent. Dieser Markt soll in 2022 weiter wachsen auf 1,568 Millionen Einheiten, eine Steigerung von 2,2 Prozent. Auch hier wächst im Jahr 2021 analog zum Fenstermarkt der Absatz an Außentüren im Wohnbau mit 2,1 Prozent, während der Nichtwohnbau um 3,6 Prozent zurückgehen wird.

Die Hintergründe der Marktzahlen

Holger Lipp von der Weru GmbH und Vorsitzender des Ausschusses Statistik und Markt im VFF gab zunächst einen Einblick in die aktuellen Konjunkturdaten und die allgemeine Wirtschaftslage, die sich insgesamt widerstandsfähig zeigt: „In Deutschland sind wir gesamtwirtschaftlich bis jetzt besser durch die Krise gekommen als andere Länder in Europa. Außerhalb von Europa hatte China beispielsweise jedoch gar keinen Rückgang. Dies kurbelt aber auch die deutsche Wirtschaft an, da Deutschland eine Exportnation ist.“

Die Prognosen sehen für 2021 und 2022 ein kontinuierlich steigendes Wachstum des deutschen Gesamtmarktes vor. Das allgemeine Geschäftsklima laut ifo-Index sei wieder deutlich besser als 2020. Die Rückkehr zu einem normalen Wirtschaftsverlauf, wie er sich vor der Pandemie dargestellt hat, werde für 2022 erwartet. Die Einflüsse der Pandemie würden länger andauern, als es vor einem Jahr noch prognostiziert wurde.

Baugewerbe und Baugenehmigungen

Das Baugewerbe habe einen vollkommen anderen Verlauf als andere Wirtschaftsbereiche in Deutschland und ist deutlich besser durch die Krise gekommen. Die Baugenehmigungen hinsichtlich des Wohnungsbaus seien bisher in 2021 deutlich gestiegen. „Wir verzeichnen hier einen zweistelligen Zuwachs zum Ende des Monats Februar. Es gibt eine wahnsinnige Nachfrage nach Immobilien für den Kauf oder zur Miete“, so Lipp. Insbesondere das Zweifamilienhaus sei unter anderem aufgrund der stärker gestiegenen Baukosten zu einer attraktiven Variante geworden.

Dazu beigetragen hätten unter anderem die Fördermöglichkeiten in der energetischen Sanierung in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Dies habe zu einer Steigerung der Modernisierungstätigkeiten im Privatbereich geführt, was sich auch positiv auf den Fenstermarkt ausgewirkt habe. Der massive Anstieg der Baugenehmigungen habe aber auch mit dem Auslauf des Baukindergeldes zu tun. Der kumulierte Wert von Auftragseingang und Umsatzentwicklung im Wohnungsbau für den Monat Januar 2021 stieg um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies alles mache Hoffnung für das Jahr 2021, so Lipp.

Nichtwohnbau im Vergleich

Der Nichtwohnbau entwickelte sich im Jahr 2020 nicht ganz so spektakulär. Dieser sei zwar deutlich stärker von der Krise betroffen, jedoch seien auch hier die Einbrüche nicht ganz so stark gewesen wie im 2. Quartal 2020 zunächst befürchtet. Positiv dazu beigetragen hätten der Neubau des Tesla Werkes – der Gigafactory in Grünheide bei Berlin – sowie die Errichtung von Logistikgebäuden der großen Anbieter des Online-Handels. „Schade nur, dass in dieser Art von Gebäuden fast keine Fenster verbaut werden“, so Lipp.

„Werden weiterhin einen Boom erleben“

Martin Langen, Geschäftsführer der B+L Marktdaten aus Bonn, hatte zu Beginn seines Vortrages eine gute Nachricht: „In Polen boomt es gerade unglaublich. Im ersten Quartal 2021 sind dort die Baugenehmigungen um 42 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass der Druck auf den deutschen Fenstermarkt nicht größer wird, da die polnischen Hersteller aktuell vorrangig für ihren Heimatmarkt produzieren.“ Aus Langens Sicht natürlich nicht nur für den polnischen Markt eine sehr positive Botschaft, ein Wendepunkt hinsichtlich des hohen Imports könnte damit erreicht sein.

Produktion der heimischen Anbieter steigt an

Die deutschen Fensterhersteller haben im Jahr 2020 12,336 Millionen Fenstereinheiten produziert, was ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber 2019 darstellt. Aufgrund der steigenden Renovierung wächst die Produktion von Holz-Fenstern; speziell für den süddeutschen Markt das Holz/Alu-Fenster. Auch die Sparte des Metall-Fensters konnte zulegen. Der Export des Holz- und Holz/Alu-Fensters ist in den letzten drei Jahren ebenfalls angestiegen. Die wichtigsten Exportmärkte für deutsche Fensterhersteller sind die Schweiz, Frankreich, Österreich, die Niederlande und Italien.

Die Importquote des Kunststoff-Fensters lag 2020 bei 34,6 Prozent, stagniert aber und wird weiter abflachen, so die Meinung von Langen.

Produktion von Außentüren

Die Außentüren-Produktion lag 2020 bei 1,491 Millionen Einheiten, was einen Anstieg um 3,6 Prozent gegenüber 2019 bedeutet. Der allgemeine Werkstoff Metall punktet hierbei als stärkstes Segment mit 519.000 Einheiten. Beim Import ist der Anteil der Kunststoff-Haustüren mit 106.000 Einheiten am größten, wenig überraschend.

Wie sieht es im europäischen Ausland aus?

Prof. Dr. Dirk Hass vom Künzelsauer Institut für Marketing an der Hochschule Heilbronn (KIM) ging auf die Zahlen auf dem Markt der 27 EU-Länder sowie des UK, der Schweiz und der Ukraine ein. „Gleich vorweg: Kein anderer europäischer Markt hat so erfreuliche Zahlen wie der deutsche Fenstermarkt“, so Hass. Als Grundlage werden die Zahlen von den einzelnen Verbänden geliefert, die das KIM dann fortschreibt.

Für das Jahr 2020 wies Hass einen europäischen Gesamtmarkt von 129,2 Millionen Fenstereinheiten aus. Dies bedeutet ein Minus von vier Prozent gegenüber 2019. Die EU inklusive UK produzierte davon mit 77,3 Millionen Fenstereinheiten rund 60 Prozent.

Auf die verschiedenen Rahmenmaterialen aufgeteilt lag für Gesamteuropa Kunststoff bei 61,0 Prozent, Metall bei 19,2 Prozent, Holz bei 15,1 Prozent und Holz/Metall bei 4,7 Prozent. Für die EU inklusive UK sieht die Aufteilung anders aus: Kunststoff hatte einen weitaus geringeren Anteil von 52,6 Prozent, wovon die anderen Rahmenmaterialien profitieren: Metall lag bei 23,0 Prozent, Holz bei 18,7 Prozent sowie Holz/Metall bei 5,8 Prozent.

„Was man als Quintessenz mitnehmen kann: Der deutsche Fenstermarkt kommt besser aus der Pandemie als das europäische Ausland“, schließt Hass seinen Vortrag.

Zum Abschluss

„Den Einfluss der steigenden Rohstoffpreise und der Lieferengpässe lässt sich für das Jahr 2021 sowohl für den Fenster- und Außentürmarkt nur schwer prognostizieren“, so Blanke abschließend.

Lange wies bei seiner Verabschiedung der Fachtagung auf ein digitales VFF-Online-Seminar am 8. Juni 2021 hin, in welchem die Vertragsgestaltung im Hinblick auf die derzeitigen Lieferengpässe und erhöhten Rohstoffpreise thematisiert werden. Der VFF veranstaltet dieses Seminar in Zusammenarbeit mit der Kanzlei SMNG.

Den virtuellen Auftritt des VFF erreichen Sie am besten über diesen Link.

 

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