Klimaschutz oder Klimaanpassung? Energieeffizienz oder Anlagentechnik?
bb-Nachlese: VFF-Jahreskongress „Inside 2023“ in Berlin
In der Politik, in zahlreichen Verbänden sowie in der Gesellschaft wird derzeit über diese beiden Fragen heftig und kontrovers diskutiert. Für den Verband Fenster + Fassade (VFF) zum Jahreskongress in Berlin der Anlass, den Klimawandel, seine Auswirkungen und mögliche Gegenmaßnahmen auf die Agenda zu setzen. Unter dem Motto „Klimaschutz mit Durchblick – Effizienz und Nachhaltigkeit der transparenten Gebäudehülle“ wurden an den beiden Kongresstagen am 15. und 16. Juni in den zwei Themenblöcken „Klimaschutz“ und Nachhaltigkeit durch die Referenten die unterschiedlichsten Aspekte beleuchtet.
In zwei prominent und kompetent besetzten Podiumsdiskussionen wurden die Themen vertiefend erörtert. Die begleitende Ausstellung bot wiederum die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Profile, Beschläge, Sonnen- und Insektenschutz sowie Software und weitere Themen zu informieren. Mit diesem Angebot ist es den Organisatoren wie im Vorjahr gelungen, 300 Teilnehmer für die Veranstaltung zu gewinnen.
Das Motto „Klimaschutz mit Durchblick“ war ursprünglich einmal das Ergebnis eines Wettbewerbes, den der VFF schon in 2007 zur Suche eines neuen Slogans ausgeschrieben hatte, der die Leistungen der Fenster- und Fassadenbranche mit einer prägnanten Wort-/Bildmarke verdeutlichen sollte. Dabei hatten sich die Initiatoren eine möglichst intensive Nutzung durch die Mitglieder gewünscht. Nach unserer Beobachtung wurde die Wort-/Bildmarke jedoch nur von wenigen Mitgliedern des Verbandes bei der Gestaltung ihrer Internetseiten beziehungsweise der LKW-Flotte genutzt, um über die Jahre schließlich in Vergessenheit zu geraten. Umso erfreulicher, dass der Slogan mehr als 15 Jahre später nun doch noch einmal zu Ehren kommt. Zumal er kurz und prägnant die besonderen Eigenschaften von Fenstern und Verglasungen auf den Punkt bringt. Um die Anerkennung der solaren Energiegewinne, die mit transparenten Bauteilen möglich sind sowie um die entsprechende Berücksichtigung bei der energetischen Bewertung der Bauteile, kämpft die Branche aber nach vielen Jahren immer noch.
Sorgenfalten wegen der Baukonjunktur
Im Neubau sind laut der Heinze Marktforschung die Baugenehmigungen um 35 Prozent zurückgegangen. Verantwortlich dafür ist ein toxischer Cocktail aus drastisch gestiegenen Materialpreisen, einer hohen Inflationsrate sowie deutlich gestiegenen Zinsen. Mit der Folge, dass viele Bauwillige von ihrem Projekt Abstand nehmen. Aktuell werden große Hoffnungen auf ein Anziehen der Renovierungsaktivitäten gesetzt. Übersehen wird dabei, dass es sich dabei um ein Marktsegment mit eigenen Gesetzen handelt. Mit den Worten: „Vom Neubau mal schnell in die Sanierung wechseln? So einfach ist das nicht, das ist eine andere Liga“, brachte es Verbandspräsident Helmut Meeth auf den Punkt.
Energieeffizienz contra Anlagentechnik
Die Bundesbauministerin Klara Geywitz hat mit den folgenden Worten das Gebot der Energieeffizienz in Frage gestellt: „Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir alles unternehmen müssen, um jedes einzelne Gebäude möglichst effizient zu machen.“ Die öffentliche Diskussion zum kleinen Gebäudeenergiegesetz wird beherrscht von der Wärmepumpe und der damit verbundenen Verunsicherung der breiten Bevölkerung. „Raus aus der Effizienz und dafür rein in die Anlagentechnik ist für uns der falsche Weg. Zudem sollte gleichwertig gefördert und dabei auch die richtige Reihenfolge in der Sanierung eingehalten werden“, betonte Verbandsgeschäftsführer Frank Lange.
Der neue Markt der „Klimaanpassung“
Bei der Wahl der Lieferanten werden für die Investoren künftig Aspekte wie die Nachhaltigkeit der anbietenden Unternehmen eine wesentliche Rolle spielen. „Die Betriebe sollten sich daher dafür frühzeitig fit machen, um sich im Wettbewerb zu positionieren“, machte Lange deutlich. Das könnte für die so engagierten Unternehmen durchaus lukrativ sein. „Es wird mit Hochgeschwindigkeit ein Markt der Klimaanpassung entstehen“, versicherte der Klimaforscher Frank Böttcher den Teilnehmenden. Denn mit den extremen Wetterlagen, die beispielsweise von Starkregen und Orkanen geprägt sind, wird auch die Nachfrage nach hochwasserfesten und sturmerprobten Fenster- und Türenelementen und anderen Speziallösungen deutlich steigen.
Die Termine für die nächsten drei Jahre
Weil die für den Verband und seine Mitglieder wichtigen Entscheidungen in Berlin getroffen werden, hat das Präsidium des Verbandes schon vor einigen Jahren beschlossen, alle zwei Jahre in Berlin zu tagen. Im nächsten Jahr geht es erst einmal am 6. und 7. Juni 2024 nach Hamburg. Am 22. und 23. Mai 2025 ist dann wieder Berlin an der Reihe, am 18. und 19. Juni 2026 dann Göttingen.
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der August-Ausgabe von bauelemente bau.
Auf die Homepage des VFF gelangen Sie über diesen Link.
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