VFF-Fachtagung Normung und Technik
Bestandsmodernisierung: Was zu tun ist und wie man es macht!
Das große Thema „Umfassende Renovierung des Bestands – Herausforderungen bei der Modernisierung alter Fenster“ beschäftigte die Fachtagung Normung und Technik des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) am 14. Juni 2023. Mit 75 Teilnehmern, davon 50 vor Ort, war die „hybride“ Veranstaltung in Berlin am Vortag des VFF-Jahreskongresses an gleicher Stelle gut besucht.
In den Referaten am Vormittag ging es um die Sanierungsverpflichtung von Altbauten auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand, über die Anforderungen an das Qualitätssiegel Nachhaltiges Bauen (QNG) im Rahmen der Förderung sowie um die Gebäudemodernisierung als Chance für eine bessere Tageslichtversorgung. Nachmittags standen dann konkret-praktische Aufgaben der Umsetzung im Fokus: der Umgang mit gefährlichen Stoffen beim Ausbau alter Fenster, die Planungsaufgaben im Zusammenhang der technischen Erstellung des Baukörperanschlusses beim Fenstertausch und abschließend die neue ift-Richtlinie zur Nachweisführung bei der Sanierung von Mehrscheiben-Isolierglas (MIG).
Fördermöglichkeiten
Ausgangspunkt des Vortrags von Gerold Holsmölle von der Febis Service GmbH über den Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 waren die geplanten neuen Mindeststandards der EU für Gebäudeenergieeffizienz. Ziel ist eine Steigerung der Sanierungsquote, verbunden mit einer Reduzierung des Energiebedarfs. Durch die Einteilung der Energieeffizienzklassen von Gebäuden sollen dann nach dem Motto „Worst First“ schrittweise die Sanierungen erfolgen. Wie die Vorgaben für den zulässigen Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust umgesetzt werden können, wird dann in einem individuellen Sanierungsfahrplan ermittelt, der auch Grundlage der Förderung ist. Holsmölle erläuterte an Beispielen die konkreten Fördermöglichkeiten – auch von Einzelmaßnahmen –, nannte die Förderhöchstsummen und verwies schließlich auf den VFF Fördermittel-Assistenten als Tool zur maximalen Nutzung der Fördertöpfe.
Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude
Welche Anforderungen das neue staatliche Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) für transparente Bauteile im Rahmen der Förderung vorgibt, erläuterte anschließend Hans-Walter Bielefeld von der Schüco International KG. Das QNG geht mit seinen zwei verschiedenen Anforderungsniveaus „Plus“ und „Premium“ von den etablierten Bewertungssystemen für nachhaltiges Bauen aus und wird von unabhängigen Stellen nach einer Zertifizierung im Auftrag des Bundesbauministeriums vergeben. Kriterien der Nachhaltigkeit sind unter anderem der Primärenergieverbrauch, die Materialgewinnung, die Schadstoffvermeidung und die Barrierefreiheit. Bielefeld schloss mit dem Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit im Bauen genauso wie in anderen Wirtschaftssektoren.
Tageslichtversorgung im Bestand
Gleich zwei Vorträge in einem hielt Roman Alexander Jakobiak von der Daylight.de UG zum Thema: „Tageslichtversorgung im Bestand – Gebäudemodernisierung als Chance für eine bessere Tageslichtnutzung“ und „Erforderliche Fenstergrößen für eine ausreichende Helligkeit und Tageslichtversorgung in Wohnräumen“. Er nannte Gütekriterien der Tageslichtbeleuchtung wie psychische Gesundheit und Wohlbefinden, Sehen sowie Energieeffizienz. Anschließend erläuterte Jakobiak die Kenngrößen zur Beurteilung des Tageslichtniveaus wie etwa den Tageslichtquotienten und zeigt an Beispielen, wie sich Sanierungen (zumeist negativ) auf die Tageslichtversorgung auswirken.
Für den ersten Teil kam er zu dem Schluss: „Die Chance der Tageslichtnutzung bei der Gebäudesanierung liegt darin, die nutzungsbedingten Anforderungen und die Tageslichtnutzung zu erkennen und mit der Sanierung zu realisieren. Bei Defiziten schließt das bauliche Maßnahmen zur Vergrößerung der Öffnungsflächen ein.“ Für die Frage des zweiten Teilvortrages nach den erforderlichen Fenstergrößen für eine ausreichende Tageslichtversorgung präsentierte und erläuterte Jakobiak ein selbstentwickeltes, differenziertes Tool zur Bestimmung der erforderlichen Fenstergrößen für eine ausreichende Helligkeit und ein erwünschtes Niveau der Tageslichtversorgung in Wohnräumen.
Ausbau und Entsorgung alter Fenster
Wie gefährlich und anspruchsvoll der Ausbau und die Entsorgung alter Fenster sein kann, verdeutlicht der damit jahrzehntelang erfahrene Architekt Rainer Rutsch von der Fensterbau Rutsch GmbH. Asbest, Blei, PCB, Lindan und künstliche Mineralfasern (KMF) sind die wichtigsten Schadstoffe, die in alten Fenstern je nach Einbaujahr vorkommen können. Rutsch wies in seinem Vortrag zunächst auf die notwendigen Sachkundenachweise wie zum Beispiel den kleinen Asbestschein TRGS 519 hin und erläuterte anschließend die Vorgehensweise.
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der kommenden Ausgabe von bauelemente bau, welche am 3. August erscheinen wird.
Weitere Informationen zum Verband Fenster + Fassade finden Sie hier.
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