Flucht bei Versagen nicht möglich
R+S Innungen Köln, Düsseldorf und Aachen testen Lamellendächer
Lamellendächer erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, da sie Terrassen und Gärten in flexible Wohlfühloasen verwandeln können. Doch wie in vielen Bereichen locken auch hier vermeintliche Schnäppchen auf Social Media wie beispielsweise dem Aldi-Onlineshop. Da auch Social Media kein rechtsfreier Raum ist, haben sich die Rollladen und Sonnenschutz Innungen Köln, Düsseldorf und Aachen die Angebote genauer angeschaut und angefangen, diverse Produkte nach den gültigen Bestimmungen zu testen. Mit einem erschreckenden Ergebnis!
Ein Lamellendach ist keine einfache Anschaffung – es handelt sich um ein komplexes Produkt, das optisch als auch technisch überzeugen muss. Qualität hat jedoch ihren Preis – was bei Billigangeboten häufig fehlt, ist die Garantie, dass erforderliche Standards wie Normen und Richtlinien eingehalten werden.
Beim Kauf eines Lamellendaches müssen Zertifikate und Nachweise vorhanden sein, um Qualität und Sicherheit sicherzustellen. Eine CE-Kennzeichnung bestätigt, dass das Produkt den europäischen Sicherheitsanforderungen nach DIN EN 13561 entspricht. Dies ist für alle in der EU vermarkteten Produkte verpflichtend. Die Systemstatik nach DIN EN 1090 regelt die Anforderungen an die Ausführung von Stahl- und Aluminium-Tragwerken. Ein nach DIN EN 1090 zertifiziertes Unternehmen gewährleistet, dass die Herstellung des Lamellendaches den europäischen Standards entspricht. Der Statik-Nachweis bestätigt, dass das Lamellendach den statischen Anforderungen entspricht und den Wind- und Schneelasten standhält. Der Hersteller oder Anbieter muss diese Nachweise bereitstellen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Gleiches Recht für alle nicht gegeben
„Leider wird in diesem Bereich mit zweierlei Maß gemessen, denn unsere Innungsfachbetriebe müssen diese Normen und Vorschriften erfüllen, während im Internet sozusagen ein rechtsfreier Raum besteht“, berichtet der Obermeister der Kölner R+S Innung Andre Urban. „Deshalb überprüfen wir zusammen mit dem Sachverständigen Olaf Vögele diverse Dächer, um in Erfahrung zu bringen, ob hier alle erforderlichen Dokumente vorhanden sind, und die Dächer den strukturellen Anforderungen widerstehen können“, fährt Urban fort.
Regen, Wind und Schnee
Regendicht beschreibt die Eigenschaft einer Baukonstruktion, das Eindringen von Regenwasser unter bestimmten Bedingungen zuverlässig zu verhindern. Dies bedeutet, dass die Oberfläche oder Struktur so gestaltet ist, dass Wasser weder durch Ritzen, Fugen, Poren noch durch andere potenzielle Schwachstellen eindringt. Die Dichtheit muss auch bei schräg auftreffendem Regen oder starkem Wind gewährleistet sein.
Die Definition und Berechnung von Schneelasten für Lamellendächer basiert auf spezifischen Normen, insbesondere den Eurocodes, um die Sicherheit und Tragfähigkeit der Konstruktion zu gewährleisten. Die Schneelast für ein Lamellendach hängt von der regionalen Schneelastzone ab. Hersteller müssen durch statische Berechnungen und Normenkonformität (beispielsweise nach Eurocode EN 1991-1-3) nachweisen, dass ihr Produkt für die vorgesehenen Lasten geeignet ist.
Das bedeutet für den Onlinehandel Zone 3 mit > 1,10 Kilonewton pro Quadratmeter (112 Kilogramm), da Deutschlandweit verkauft wird. Bei der zusätzlichen Anbringung von seitlichen Zip-Screens oder Glasschiebeelementen müssen die entstehenden Windlasten in der Statik berücksichtigt sein.
Der definierte Testablauf
Das Lamellendach wurde nach der beiliegenden Montage- und Gebrauchsanleitung aufgebaut, und für den Regentest mittels einer Rohrkonstruktion gleichmäßig bewässert. Im Ergebnis zeigen sich bereits bei einer Wassermenge von 50 Liter je Quadratmeter pro Stunde Probleme mit der Dichtigkeit der einwandigen Lamellen, die über eine Materialstärke von einem Millimeter verfügen, beziehungsweise mit dem Überlaufen der Innenrinnen. Für den Schneelasttest mit Wasserbecken wurden die Lamellen nach Gebrauchsanweisung geöffnet.
Auch bei geöffneten Lamellen kommt es zur Schneedecke auf den Lamellen, die sich durch eine Kombination von physikalischen und meteorologischen Faktoren bilden kann (siehe Zweige an Bäumen). Die Wasserbecken wurden über einen Turbinenradzähler als Messgerät gleichmäßig befüllt. Die Struktur versagte bei circa 58 Kilogramm pro Quadratmeter. Die seitliche Kombinationslast Wind durch den mitgekauften Zip-Screen konnte wegen dem Versagen nicht mehr getestet werden.
Keine Kaufempfehlung für Onlinehandel-Produkte
„Nicht Regendicht, beim Schneelasttest vor der Mindestanforderung (66 Kilogramm pro Quadratmeter) versagt, Gefahr für Leib und Leben, falsches CE-Zeichen und keine Dokumente zur Statik“, resümiert Vögele und vergibt die Note 6 wegen ungenügender Sicherheit der Struktur. Und damit ausdrücklich keine Kaufempfehlung für das getestete Produkt aus dem Onlinehandel.
Auf die Homepage der R+S Innung Köln gelangen Sie über diesen Link.
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