3. Mai 2022

Nachbericht zum Glaskongress 2022 von BF und GGF

In unruhigen Zeiten

Der Glaskongress war für die Teilnehmer trotz der Schwere der Themen eine willkommene Möglichkeit, sich wieder einmal „analog“ mit den Kollegen auszutauschen. Foto: bauelemente bau

Der Krieg in der Ukraine hat uns nicht nur eine große Unsicherheit der Energieversorgung beschert. Es haben sich auch die Probleme mit der Versorgung von Rohstoffen und Komponenten nochmals verschärft. Die Folgen des Klimawandels machen in Form von Überschwemmungen und steigender Hitze und Dürre die Notwenigkeit eines schnellen und beherzten Handelns deutlich. Kein Wunder also, dass diese Themen auch den diesjährigen Glaskongress des Bundesverbandes Flachglas e.V. (BF) und der Gütegemeinschaft Flachglas e.V. (GGF) maßgeblich geprägt haben.

Mit dem marinaforum Regensburg, dem ehemaligen Schlachthof der Stadt in der Nähe des Westhafens, wurde den Teilnehmern ein ansprechendes Ambiente mit lichtdurchfluteten Hallen geboten. Die Lage des neuen Kongresszentrums am Rande der Stadt bot zudem den Vorteil, dass auch die Bewegung an frischer Luft nicht zu kurz kam.

Ist die Branche systemrelevant?

Nichts treibt die Glasbranche derzeit so um wie die Unsicherheit hinsichtlich der Gasversorgung. Steht doch damit die Existenz einer ganzen Branche auf dem Spiel. Dass viele Versorger bei einem Lieferstopp als erstes die Belieferung der Industrie aussetzen wollen, trägt nicht unbedingt zur Beruhigung bei.

Den Vorhaltungen, die Glasproduktion sei vor allem durch ihren hohen Energieverbrauch geprägt, stellt Hans-Joachim Arnold, Vorsitzender des BF und der GGF selbstbewusst den schon zum letztjährigen Kongress getätigten Ausspruch entgegen: „Wir sind Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung.“

Arnold spielt damit auf die Herstellung hoch energieeffizienter Verglasungen an, aber auch auf die einzigartige Eigenschaft von Glas, die der Werkstoff allen anderen Baustoffen voraushat. Denn er ist in der Lage, auch passive Solarenergie-Gewinne zu erzielen, die noch immer in ihrer Dimension hochgradig unterschätzt und in der energetischen Bilanzierung von Gebäuden vernachlässigt werden. „Wir müssen unseren Footprint verbessern. Das ist nicht nur Pflicht, sondern bietet uns auch Chancen.“

Er forderte die Mitglieder aber auch auf, die Potenziale, die in modernen Verglasungen stecken, klarer hervorzuheben. Für die nächsten Jahre gibt sich Arnold zuversichtlich. Auch wenn ein Rückgang des Neubaus zu erwarten sei, sei doch genügend Potenzial in der Sanierung zu heben.

Wie mit den Folgen des Krieges umgehen?

Die aktuelle Situation und die politische Debatte um die Systemrelevanz der Glasindustrie hatten die Veranstalter zu einer kurzfristigen Programmänderung bewogen und eine Podiumsdiskussion zum Thema „Folgen des Krieges in der Ukraine für die Branche“ auf die Tagesordnung zu setzen. Besetzt war das Podium mit Hans Joachim Arnold; Thomas Drinkuth, Leiter Repräsentanz Transparente Gebäudehülle; Frank Lange, Geschäftsführer Verband Fenster + Fassade (VFF); Martin Langen, Geschäftsführer B+L Marktdaten GmbH; und Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Glasindustrie.

Dieser steht im Kontakt mit der Bundesnetzagentur, diversen politischen Gremien sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Verbindung, um die Tragweite eines Lieferstopps klar zu machen. „Die Wanne muss warm gehalten und eine bestimmte Menge Glas kontinuierlich produziert werden, wenn nicht große Schäden eintreten sollen“, machte Overath deutlich. VFF-Geschäftsführer Lange sieht in der Vereinbarung einer Preisgleitklausel eine Möglichkeit, um die drastischen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Komponenten aufzufangen und an die Kunden weiter zu geben. „Der Kompromiss ist das Gebot der Stunde“, so Lange.

Der Marktforscher Langen prognostiziert der Glas- und Fensterbranche – ungeachtet der aktuellen Situation – mittel- bis langfristig eine gute Auftragslage. Denn die neuerliche Flüchtlingswelle würde nicht nur für einen erhöhten Wohnungsbedarf sorgen, sondern auch einen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels leisten. Zudem würden die hohen Energiepreise als Verkaufsargument taugen.

Drinkuth geht dagegen davon aus, dass sich die Förderung vom Neubau in die Sanierung verlagern wird. Denn schließlich gehe es darum, unabhängig von Gaslieferungen zu werden. Arnold sieht in der aktuellen Situation nicht im Engagement von Rechtsanwälten die Lösung. „Über die Preise müssen wir miteinander reden, aufeinander zugehen und Kompromisse vereinbaren“, so seine Mahnung.

Schon mal in den Kalender eintragen!

Der nächste Glaskongress wird wieder zur gewohnten Jahreszeit am 26. und 27. April 2023 in Münster stattfinden.

Den vollständigen Bericht zum diesjährigen Glaskongress in Regensburg lesen Sie in der Mai-Ausgabe von bauelemente bau.

Auf die Homepage des BF gelangen Sie über diesen Link…

…und zum virtuellen Auftritt der GGF geht es hier entlang.

 

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